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Die Schematherapie ist eine aktuelle Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie
durch Jeffrey E. Young.

Die Schematherapie versteht sich als integratives Verfahren, in dem kognitiv-verhaltenstherapeutische und psychodynamische Ansätze in einer überaus wirkungsvollen Weise miteinander kombiniert werden.

Der Fokus der Therapie liegt in der lebensgeschichtlichen Entwicklung von hinderlichen Reaktionsmustern, »Wunden«, »Lebensfallen« »Verletzbarkeit«, die eine dysfunktionale- »ungesunde« Reaktionsbereitschaft aufrecht erhalten: negative Schemata.

Ein negatives Schema kann wie eine körperliche Wunde unbewusst bleiben, — solange man die Wunde nicht berührt, d.h. solange die Schemata nicht aktiviert werden. Die meisten Menschen sind sich ihrer negativen Schemata gar nicht bewusst und reagieren sehr verwundert, wenn im Erwachsenenalter plötzlich ganz ungewohnte Erlebensweisen auftauchen, die sie von sich sonst nicht kennen, z.B. starke Ängste, Panikanfälle, körperliche Beschwerden, Schmerzen o.ä. Da Menschen für das, was um sie herum geschieht eine Erklärung brauchen, suchen sie mit dem Verstand im aktuellen Umfeld nach Ursachen für diese Gefühlsaktivierungen.

Als »Verletzbarkeit« kann ein Muster beschrieben werden, das in der Kindheit entsteht und sich während des ganzen Lebens eines Menschen in bestimmten Situationen immer wieder manifestiert.

Mehr dazu:
  Wie bereits beschrieben kann in den meisten Fällen kein Bezug zu den zugrundeliegenden Verletzungen hergestellt werden, so dass »logische« Erklärungen im aktuellen Lebensumfeld gesucht werden — z.B. die Situation, bei der erstmals eine Panikattacke aufgetreten ist —, die aufgrund ihrer Normalität — etwa mit dem Auto zu fahren oder ein Kaufhaus zu betreten — dennoch unverständlich bleiben muss.

In der Folge kommt es aufgrund des Bemühens des Betreffenden, seine Symptome zu vermeiden, zu einer Einschränkung im normalen Lebensfluss (durch Meidung einer normalen Alltagssituation) und zunehmenden emotionalen Beeinträchtigung, Trauer, weil man nirgends mehr hin kann, Scham wegen der unverständlichen Gefühle und Verständnislosigkeit des Umfelds führt.

Häufig lösen Lebensveränderungen — positive wie negative — eine Schemaaktivierung aus, die sich vor allem bei positiven Ereignissen in unverständlichen (irrationalen) negativen Reaktionsmustern zeigt: etwa wenn starke Ängste zu einem Zeitpunkt auftreten, in dem eigentlich alles bestens läuft, z.B. nach Antritt einer neuen Stelle- die man unbedingt haben wollte-, nach der Geburt eines erwünschten Kindes u.a.

Bei negativen Ereignissen, etwa nach einer Trennung, ist der Betreffende und sein Umfeld hingegen leicht versucht jede noch so extreme Verhaltensweise als verstehbare Reaktion auf dieses Ereignis zurückzuführen und es wird erst im zeitlichen Verlauf deutlich, dass das Problem weit über eine »normale« Reaktion hinaus geht.

Diese dysfunktionalen Verhaltensmuster entstehen in der uns prägenden Lebensphase der Kindheit und Jugend, durch Erfahrungen mit den für unsere Entwicklung wichtigen Menschen, in erster Linie nahe stehende Bezugspersonen wie Eltern, Großeltern und Geschwister, später auch Gleichaltrige und das sonstige unmittelbare soziale Umfeld.

Diese Erfahrungen können als »permanent übersehen«, »nicht beachtet«, »vernachlässigt«, »Verlassen/im Stich gelassen« »übermäßig kritisiert«, »missbraucht oder misshandelt«, »ausgeschlossen« oder auch »übermäßig behütet« »zu wenig Grenzen gesetzt bekommen« umschrieben werden. Hinter diesen Umschreibungen können sich ganz unterschiedliche Erfahrungen verbergen.

  Im Ergebnis führen diese Erfahrungen dazu, dass elementare — überlebenswichtige — Grundbedürfnisse nicht erfüllt (»frustriert«) werden.

Hierzu zählen:
Eine sichere — bedingungslose — Bindung zu anderen Menschen aufbauen können — sich als der Mensch, der man ist, angenommen und geliebt zu fühlen
Das Gefühl von Autonomie, Kompetenz, Identität zu entwickeln — die eigenen Grenzen zu kennen und wahren zu können
Die Freiheit berechtigte Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken zu können
Spontanität und Spiel- Dinge zu tun, die einfach Spaß machen, seine Lust im Leben auszuleben, sich entspannen zu können und Genuss zu erleben
Sich realistische Grenzen setzen zu können und die Kontrolle innezuhaben
 
  Um sich vor schmerzlichen Erfahrungen zu schützen und die »frustrierten« Grundbedürfnisse dennoch erfüllt zu bekommen, entwickeln Menschen in dieser prägenden Zeit Schutzmechanismen und Bewältigungsverhalten.
sie lernen auf Grundbedürfnisse (wie Zuneigung und Anerkennung) zu verzichten, um nicht den Schmerz des zurückgewiesen werdens zu erleben
sich lernen sich »unterzuordnen« oder »extrem wachsam« auf Gefühlsregungen ihrer Bezugspersonen zu sein, um der körperlichen Strafe/Abwertung zu entgehen oder Zuneigung zu erhalten
sie passen sich ihrem Gegenüber an, um das Anderssein und damit die erlernte Abweisung zu verhindern
sie »opfern sich auf«, stellen eigene Bedürfnisse zugunsten anderer zurück, um hierüber z.B. das Bindungsbedürfnis erfüllt zu bekommen
sie zeigen Leistung, weil sie (nur) darüber gesehen werden... u.a.
 
  Auch impulsives und aggressives Verhalten kann ein solcher Schutzmechanismus sein.

  So lange Menschen in der Entstehungssituation, als Kinder und Jugendliche, in einem abweisenden, strafenden, fordernden, überbehütenden etc. Lebenskontext leben, ist diese Schutzreaktion funktional und gesund, die einzig machbare Möglichkeit, um sich zu schützen oder wichtige Bedürfnisse erfüllt zu bekommen.
 
  Zur »Lebensfalle« werden diese Reaktionen erst im späteren Leben, wenn die Umgebung sich verändert und der Betreffende durch seine Schemata — zumindest in bestimmten Situationen — gefühlsmäßig in einem »als-ob«-Zustand des damaligen »Kindes« reagiert.
  Die heutige erwachsene Person kann natürlich selbst entscheiden, was sie sich wünscht, welche Forderungen sie ablehnt, wohin sie geht, mit wem sie eine Beziehung eingeht etc. — aber der »als-ob-Zustand«, des »verletzbaren Kindes« in ihr (das sich nichts zutraut, den anderen gefallen muss, Angst vor Strafe hat, anderen gegenüber sehr misstrauisch ist, um gewappnet zu sein, nicht noch einmal alles verlieren will, etc.), begleitet diese Entscheidungen mit der entsprechenden gefühls- und spannungsvollen Beschwerden und wirkt somit hinderlich.
  Als Folgen dieser stark (aus alten Mustern) gefühlsgesteuerten Reaktionen lassen sich — beispielhaft — folgende hinderliche oder gar schädigende Verhaltensmuster bei Menschen beschreiben:
sie erleben sich unfähig sich gegenüber Gleichgestellten (z.B. Partner, Familie, Kollegen) durchzusetzen, auch wenn ihr Verstand ihnen »sagt«, dass gar nichts passieren kann
sie arbeiten bis zur völligen Erschöpfung- und müssen manchmal mitansehen, wie andere dafür belohnt werden
sie geben alles, um beruflich voranzukommen, sind aber durch eine Beförderung oder beruflichen Erfolg nur für kurze Zeit zufrieden gestellt bzw. fallen in ein depressives Loch, wenn es mal nicht voran geht
sie kontrollieren ihren Partner oder ordnen sich extrem unter, was soweit gehen kann, dass sie sich demütigen und körperlich misshandeln lassen
sie können nicht glauben, dass ihr Partner sie wirklich liebt — auch ohne, dass
er/sie hierzu Anlass gibt — und rechnen damit jederzeit wieder verlassen zu werden
sie verharren in Beziehungen, in denen sich der Partner nicht liebe- und respektvoll verhält, erleben, dass sie sich Menschen nahe fühlen, die abweisend und ausnutzend sind
sie reagieren extrem aggressiv auf jemand, den sie besonders mögen oder werten ihn ab
sie reagieren schnell sehr gereizt und vorwurfsvoll
sie meiden berufliches Vorankommen oder Neues im Privatleben und leiden darunter
sie versuchen perfekt zu sein, erlauben sich keinerlei Fehler, auch wenn sie diese bei anderen großzügig verzeihen und geraten in allergrößte innere Nöte, wenn ihnen doch mal ein (kleines) Versäumnis widerfährt
sie versuchen um jeden Preis Kritik zu vermeiden, nehmen in vielen — harmlosen — Äußerungen Kritik wahr und können nicht tolerieren, wenn jemand eine andere Meinung als sie selbst hat
sie versuchen alles, um gut dazustehen, schämen sich aber, wenn sie gelobt werden
sie sind nur dann mit sich zufrieden, wenn sie bestimmte gesellschaftliche Normen erfüllen, etwa wenn sie die so genannte »Modelfigur« oder zumindest ein bestimmtes (Unter)gewicht haben oder sie können gar nicht mehr aufhören an Gewicht abzunehmen
sie kommen von dem Gedanken nicht los, etwas übersehen zu haben und für ein schreckliches Ereignis die Verantwortung zu tragen, so dass sie alle ihre Handlungen wiederholt kontrollieren müssen.

  Bei all diesen Verhaltensmustern beschreiben Betroffene, dass sie sich der Unwirksamkeit oder Schädlichkeit ihres Handelns zumindest zeitweise bewusst sind, es aber wegen der körperlich-psychischen Anspannung dennoch nicht einstellen können bzw. in bestimmten auslösenden Situationen impulsiv darauf reagieren und erst im Nachhinein merken, wie sie — wieder einmal — reagiert haben.

Die Schematherapie ermöglicht ein Verstehen dieser »irrationalen Handlungen« vor dem Hintergrund der lebensgeschichtlichen Prägung, ein Erkennen und Wiedererkennen der grundlegenden Bedürfnisse und das Erlernen und Anwenden wirkungsvoller — im Hier und Heute passender und zum Ziel führender — Reaktionen.

Wie in der kognitiven Verhaltenstherapie wird die Lerngeschichte von hinderlichen oder störenden Verhaltensmustern fokussiert, allerdings liegt die Betonung und therapeutische Einbindung wesentlich stärker auf die den Bewältigungsmustern zugrunde liegenden emotionalen Prozessen.

In einer Schematherapie werden diese emotional gefärbten Verhaltensmuster gezielt aktiviert und erst damit geklärt. Dabei spielt die bewusste Reaktivierung von unbewusst wirkenden Erinnerungen lediglich die Rolle, das heutige Verhalten vor diesem Hintergrund zu verstehen.

Die Benennung z.B. des Unrechts der damaligen Ereignisse, dient der Entlastung des Betroffenen, die ihm hilft, jetzt einen neuen, gesunden Weg zu gehen und neue, sinnvollere, innere Leitsätze für sich zu erstellen.

Zu erkennen und zu benennen, dass das Handeln der damaligen Bezugspersonen kurzsichtig, falsch oder schädigend war, wird keinesfalls als eine heutige Schuldzuweisung an die Bezugspersonen (Eltern/sonstiges Umfeld) eingesetzt und sollte auch nicht so verstanden werden.

Wo es nötig ist, kann eine solche Abgrenzung jedoch auch helfen, sich von heute noch bestehenden unangemessenen Ansprüchen z.B. der Eltern zu distanzieren, den zur Weiterentwicklung notwendigen Ablösungsprozess zu begleiten und somit ein emotional erwachsenes Leben zu erreichen, in dem ein gesundes Gleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen und Anforderungen von außen besteht.

Mit Hilfe der Psychotherapeutin werden nach der klärenden Phase wirkungsvolle Verhaltensweisen zur persönlichen Weiterentwicklung, gewissermaßen der gesunde Wechsel vom biografisch geprägten Gefühlszustand (z.B. »als ob man immer noch das hilflose Kind wäre«) in den aktuellen, im »hier und jetzt« stattfindenden Zustand, erarbeitet und angewendet.

Literatur:
E. Roediger: Was ist Schematherapie. Junfermann Verlag, 2009
E. Roediger: Praxis der Schematherapie. Schattauer, 2008
J.E. Young & J.S. Klosko: Sein Leben neu erfinden. Junfermann Verlag